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Rudolf Steiner und die Astrologie (4)

Rudolf Steiner und das Vermächtnis Goethes
Goethe radix bildnis

Goethe und Steiner war es bestimmt, zu ihrem damaligen Zeitpunkt ihrer Inkarnation das Wirken der geistigen Welten während ihres eigenen irdischen Erscheinens auf eine gegensätzliche Art und Weise aufzuzeigen. Beide mit einem Aszendenten im Zeichen des Skorpions geboren sahen sich beide dazu berufen, sich dem Anliegen Plutos würdig zu erweisen (Goethe mit Pluto als Geburtherrscher in Hs1, Steiner mit Pluto im Stier Hs7).

Da sowohl Goethe wie Steiner unter einem Skorpion-Aszendenten geboren wurden, sind diese beiden Genien demselben astrologischen Archetyp zuzuordnen. Der in beiden Geburtshoroskopen verankerte absteigende Mondknoten im Zeichen Krebs lässt den gemeinsamen geistigen Hintergrund und die Weiterführung des geistigen Prinzipes dieser beiden Genien erkennen (Goethe Hs 8, Steiner Hs9).

Das Auftreten ihres Geburtsherrschers Pluto in den entgegengesetzten Häusern und die widersprüchliche Stellung ihrer beiden Sonnen auf der Jungfrau-Fische-Achse (=eine auf zwei Grad genaue Opposition der Sonne von Goethe im 10. Haus Jungfrau und der Sonne von Steiner im vierten Haus Fische) offenbart aus astrologischer Sichtweise die vollkommen grundsätzliche Verschiedenartigkeit beider Genien im Auftreten ihres irdischen Wirkens.

Besonders gilt dies bez. ihrer Ansichten über die astrologische Erkenntnismethodik. Während Goethe bereits in seinen orphischen Urworte seine Erkenntnis der Bedeutung über das Sternenwirken zum Ausdruck brachte, gelang es Steiner erst sehr spät in seinem Leben, die Bedeutung der christlichen Astrologie zu erkennen. Aus meiner Sicht sind diese beiden Genien auf der Weltenbühne dazu erschienen sich gegenseitig in ihrem Wirken zu ergänzen.

Goethe hatte keine Geburtsschwierigkeiten wie Steiner. Mit einem Trigon von Neptun und Jupiter zu seinem Geburtsherrscher Pluto gesegnet  war es ihm bereits in die Wiege gelegt öffentliches Ansehen ohne viel Mühen zu erlangen, wenn auch in dem begrenzten Kreis des Fürstenhofs in Weimar und des damals 18jährigen Herzogs Carl August.

 

Steiner in Weimar
Anfänglich begeisterte sich Steiner noch anm geistigen Erbe Goethes. Später weigerte er sich jahrelang Ergebnisse seiner Goethearbeit in Weimar vorzulegen, bzw. sich überhaupt in eine Detailarbeit einzulassen. Für einen unter einer Fische-Sonne Geborenen ist dieses Verhalten nicht sehr verwunderlich. Detailarbeit ist ihnen ein Greuel. So bleiben ihnen nur Ausreden, eine Verzögerungstaktik, Ausflüchte und letztendlich die Flucht sich aller Detailarbeit zu entledigen (= Fische-Prinzip, kompensative Phase).

Bei seinem ersten Besuch der deutschen Residenzstadt 1889, konnte er den Direktor des Goethe und Schiller Archivs von seiner Eignung  überzeugen und sich selbst einen ersten, sehr positiven, Eindruck von der Arbeits- und Lebensatmosphäre in Weimar schaffen.
Als Steiner 1890 endgültig übersiedelte, begann er sich mit Feuereifer in die Arbeit zu stürzen, begeistert von dem Durcharbeiten der unveröffentlichten Schriften Goethes, die ihn jeden Tag Neues entdecken ließen. Die ersten Monate im Archiv gestalteten sich daher für einen Goetheforscher höchst befriedigend und waren geprägt vom freundschaftlichen Austausch mit seinen Kollegen und der raschen Fertigstellung  des ersten Bands. Steiners anfängliche Begeisterung schlug aber nach kurzer Zeit in Frust um, was vor allem mit den alltäglichen Arbeitsbedingungen und der Haltung seiner Vorgesetzten zusammenhing. Der Großteil des Archivs war noch nicht gesichtet, geordnet und erfaßt, das Material mußte außerdem nach den Prinzipien der Editionsphilologie einer peniblen Textanalyse unterzogen werden.
Es dämmerte Steiner, daß er die nächsten Jahre damit zubringen werde, Handschriften, Erstdrucke und weitere Drucke miteinander zu  vergleichen, Druckfahnen und Umbruch zu korrigieren, Personen und Sachregister zu erstellen und immer wieder Lesarten Verzeichnisse anzulegen.
Lindenberg,  C.  (2011). Rudolf  Steiner Eine  Biographie:  Stuttgart:  Freies Geistesleben.

Rudolf Steiners Urteil über Weimar, das seiner Meinung nach die vergangene Größe der Goethe und Schillerzeit mumifizierte ist vernichtend:

„Ich weiß jetzt, daß ich in dem Augenblicke, als ich hier her ging, verraten und verkauft war. Ich muß die Weimarer Jahre einfach für verloren geben. Nur wer die  Dinge in der Nähe gesehen hat, weiß, welche ekelerregende Atmosphäre ein kleiner Fürstenhof um sich verbreitet“
http://www.wstuttgart.de/fileadmin/dateien/Erziehungshilfen/Bachelorarbeit_Mohr.pdf

Goethe wie Steiner sind unter demselben Aszendenten im Zeichen des Skorpions (=Bestand des Geistes) geboren. Wie bei Skorpion-Aszendenten üblich kennen diese keine Kompromisse sondern suchen die Extreme. Aus astrologischer Sicht ist erkennbar, daß obwohl diese beiden Genien erkennbar einer geistig gemeinsamen Herkunft entstammen, diese auf eine entgegen gesetzte Weise auf der irdischen Bühne umsetzten. So waren Goethe und Steiner in den geistigen Welten einst wohlgesinnte Freunde. Auf der irdischen Bühne gingen sie mit der Stellung ihrer Sonnen einen gegensätzlichen Weg. Goethe den Weg der Jungfrau- und Steiner den Weg des Fisches. So hatten diese beiden Genien sich entschlossen sich zeitlich kurz hintereinander zu inkarnieren (=Goethe 1749, Steiner 1861) und doch gemeinsam dadurch zu wirken, das sie als die hervorragensten Vertreter der Jungfrau-Fische-Achse der deutschen Klassik zu sehen sind. Auf die Bedeutung Schillers  werde ich in einem späteren Beitrag eingehen.

Die Reihenfolge der Inkarnation von Goethe und Steiner läßt vermuten, das eine rein geistige Weltsicht (=Fische-Prinzip) sich nur mit der Kenntnisnahme der irdischen Verhältnisse (=Jungfau-Prinzip) erfolgreich bestehen kann. Beiden Genien war es nicht gegönnt das Wirken des Skorpion-Prinzips und seines Vertreters Pluto bewußt zu erkennen, da Pluto erst fünf Jahre nach dem Tode Steiners entdeckt wurde..

Wie bei Goethe ist mit dem nach seinem Ableben gegründetem weltweit agierenden Goethe-Instituts auch bei Steiner ein weltumspannender Schub des anthroposophischen Gedankengutes zu beobachten. Durch die Waldorfschulen, durch die biodynamische Landwirtschaft und z.B. durch das Agrar- und Bildungsprojekt Sekem in der ägyptischen Wüste. Beide Genien haben uns ein grandioses geistiges Erbe hinterlassen. Goethe in seinem gewaltigen Werk mit seiner einmaligen künstlerischen Ausdruckskraft und Steiner in der präzisen Darstellung seiner geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse.

 

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Johann Wolfgang von Goethe